1.09.2011

Kapitel 4: Der Mond ist schuld

Howard´s Kurtaxen sind ganz normale Autos mit Taxischildern auf dem Dach. Die gibt es auch daheim. Die Bären lassen sie links liegen, als sie im Getümmel von Bord gehen.

Außerdem behauptet Anna, dass Kurtaxen gar keine Autos sind. Eine Kurtaxe ist dasselbe wie die Kurmittelabgabe. Die muss jeder Inselbesucher extra bezahlen, wenn er über Nacht bleibt. Von dem Geld bauen die Insulaner dann Schwimmbäder und Strandpromenaden mit bunten Fahnen. Anna hat sich da informiert. Bei der telefonischen Zimmersuche hat ihre Vermieterin gleich gesagt, dass sie diese Kurmittelabgabe einsammeln muss. Dafür bekommen die Bären von ihr eine eigene „Gästekarte“. Damit jeder weiß, dass er im Fremdenverkehr „ein Gast“ ist und außerdem hat die viele andere Vorteile. Das wird Anna dann erst mal prüfen.

Wenn alle Bären im Zimmer sind. Das liegt zum Glück um die Ecke in Wittdün, so dass sie zu Fuß dahin gehen können. Es ist der erste Ort gleich hinter dem Hafen. Wo der Anleger aufhört, fängt Wittdün an.

Das größte Gebäude sehen sie schon von der Mole aus. Es ist ein grauer Kasten mit sechs Stockwerken und heißt „alte Post“. Die „alte Post“ ist aber gar nicht alt und auch keine Post. Stattdessen sind Ferienwohnungen darin. „Die haben den Vorteil, dass man von dort die anderen, die netteren Häuser sieht,“ vermutet Howard.

Vom Anleger kommen die Bären schnell zu einer Weggabelung.

Links geht es zur „Südspitze“, wo dicht geschachtelt Häuserreihen stehen. Die Bewohner haben eine gute Aussicht – auf die Nachbarn – und wissen sicher, was die so essen. Rechts beginnt die „Inselstraße“, die - wie Wegweiser verkünden - bis nach Norddorf an das andere Ende der Insel führt. Nur der erste Teil ist die Hauptstraße von Wittdün. Hier stehen die richtig alten Häuser mit Holzverzierungen, kleinen Butzenfenstern und bunten Putzfassaden. Cafes, Restaurants und Läden reihen sich aneinander. Alle warten auf Feriengäste. Selbst der Elektroladen und der Klempner locken mit einer reichhaltigen Auswahl an Insel-Andenken. Natürlich passen nicht alle Geschäfte in die alten Häuser, so dass mittendrin noch einige große Neubauten stehen. So ein typisch friesisches Dorf ist Wittdün wirklich nicht. Eher ein richtiger Ferienort – aber sehr übersichtlich.

Die Einheimischen benötigen deshalb keine besonders ausgeklügelten Namen für die Wege. Hier würde sich sogar Marie zurecht finden, wenn sie schon lesen könnte. Oberhalb der Inselstraße verläuft die „Mittelstraße“ mitten durch den Ort. Eine ruhige Straße, an der die meisten Pensionen und Ferienwohnungen liegen. In einer dieser Pensionen haben sie ein Zimmer reserviert. Das werden sie aber erst nachher suchen. Zuerst wollen alle den Strand und das Meer sehen.

Noch erhebt sich ein Hügelkamm hinter der Mittelstraße, der den Blick auf die andere Inselseite und das Wasser versperrt. Große, dunkle Gebäude sitzen oben auf der Kante. Früher waren es vielleicht prachtvolle Hotels, heute zieht Kantinenduft aus den Großküchen und überall klingen Kinderstimmen aus geöffneten Fenstern. Die weiße Düne, die Wittdün den Namen gibt, ist wahrscheinlich unter den ganzen Häusern verschwunden.

Sie steigen die letzte Anhöhe hinauf und laufen zwischen den hohen Fassaden der Kinderheime durch. Und sehen wieder freien Himmel bis zum Horizont. Hier kommen keine Häuser mehr, nur die „obere Wandelbahn“. Die zieht sich als Fußweg den Kamm entlang, der sich wirklich als die gesuchte Düne erweist.

„Das ist eine Wandelbahn? Wieso hat die sich verwandelt? Und was war die vorher?“ Lisa hätte sich im nächsten Moment am Liebsten auf die Zunge gebissen. Jetzt kommt sicher wieder so ein Inseldurcheinander. Und schon kräht ihr vorlauter Bruder dazwischen:

„Quatsch! Da wird man selber verwandelt. In ein grünes schleimiges Monster, wenn man zu lange darauf rumläuft.“ Linus blinzelt Lisa an.

„Bähh, ich will aber kein schleimiges, grünes Monster werden.“

Linus überlegt nicht lange: „Dann wirst du halt eines in mädchen-lila. Haha! Hier kommt die lila Lisa - extra schleimig!“

„Anna! Linus will mich in ein Mädchenmonster verwandeln.“ Lisa ist entsetzt. Wo ist eine große Schwester, wenn man sie braucht?

„Mit gelben Flecken.“ Linus zieht sich die Augen zu Schlitzen und lässt die Zunge raushängen. Lisa soll schon mal sehen, wie so ein Monster daherkommt.

„Annaaa!?!“

Anna schluckt und antwortet betont sachlich:

„Das heißt Wandelbahn, weil man früher darauf „lustwandeln“ konnte.“

„Das ist ja spannend.“ Lisa hat keine Zeit mehr für die Angst vor lila Monstern. „Lustwandeln hat sicher mit diesen Fernsehfilmen spät abends zu tun, die wir nie sehen dürfen, was Linus?“

„Geil, dann ist das ja verboten. Ich will auch so rumgelusten.“

„Ich will aber Sand und Muscheln,“ meldet sich Marie.

Doch die sind nicht zu sehen, denn auf der einen Seite stehen die Häuser und auf der anderen Seite versperrt ein mit dichtem Dünengras bewachsener Sandwall die Sicht. Viel zu hoch, als dass die Bären drüber wegspähen könnten. Eigentlich sollte nach Annas Informationen die Düne hinter der „oberen Wandelbahn“ wieder steil abfallen bis zur „unteren Wandelbahn“. Also wandeln die Bären im Laufschritt die Wandelbahn entlang.

Anna lässt alle stoppen. Sie sind vielleicht schon viel zu weit gelaufen. Da war doch eben noch eine Treppe, die nach unten führte. Doch statt der ersehnten Stufen entdeckt Linus bei den Häusern einen riesigen rostigen Anker und zwei Bojen. Schnell verbessert sich das nautische Genie: „Ich meine natürlich Tonnen.“

Aber es wird noch besser. Direkt neben einem Apartmentblock steht ein runder roter Metallturm mit weißer Bauchbinde, auf dem ein kleines Rundzimmer mit großen Fenstern und umlaufender Reling sitzt. Er weiß sofort, was das ist. Der kleine Fachbär rudert wild mit den Armen, bis alle Bären versammelt sind: „Cool, die haben einen eigenen Leuchtturm im Vorgarten.“

Während Linus wie ein Flummi umherspringt, schiebt Howard seine Kappe weiter in den Nacken, um besser zur Turmkanzel emporblicken zu können. Er weiß aus seinen Inselvorbereitungen, dass dieser kleine Leuchtturm schon wieder außer Betrieb ist, aber er kann sich ein Grinsen nicht verkneifen. Betont langsam dreht er sich zu der großen Bärin neben ihm um und legt seinen Schelmenkopf auf die Seite: „Anna, wo wir wohnen – haben die auch ein privates Seesignal?“

Anna lächelt Howard süßsauer zu. Danke. Dabei hat sie die Ferienwohnung gesucht, mit der Vermieterin gesprochen, sich um diese Gästekarte und alles andere gekümmert. Vorher die Fähr- und Bahnkarten besorgt. Eigentlich hat sie die ganze Reise geplant, während die beiden Großen für derlei profane Dinge keine Zeit hatten, weil sie ja Wichtigeres organisieren mussten. Und jetzt soll sie noch einen Leuchtturm aus dem Ärmel schütteln.

Die kleinen Bären sind viel zu aufgeregt, um auf Annas Miene zu achten. „Da dürfen wir jeden Abend das Licht anmachen.“ Linus kennt sich natürlich auch bei Leuchttürmen aus. „Und das blinkt die ganze Nacht.“

Lisa sieht das Ganze eher praktisch: „Wir sind dann doch immer müde. Bei dem ewigen Licht-an-Licht-aus kann Kaninchen sicher nicht schlafen.“

„Aber das ist doch so obercool! Ich will ein Leuchtturmzimmer. Und den Schiffen heimleuchten.“

Anna bremst die hochfliegenden Pläne: „Unser Zimmer hat aber kein Leuchtfeuer.“

„Vielleicht lassen die Inselleute uns dann hier wohnen,“ der kleine Bär mag noch nicht aufgeben. „Frag doch mal.“

„Es war schon schwierig genug, in der Hauptsaison überhaupt ein Zimmer mit Meerblick zu bekommen,“ murmelt Anna. Und lauter, um die kleinen Bären abzulenken: „Wo ist eigentlich das Meer? Lasst es uns suchen.“

„Hier ist aber kein Meer.“ Marie hat schon Angst bekommen, dass das Wichtigste vergessen wird.

„Hier auch nicht.“ Die Bären wuseln wieder die Wandelbahn entlang und die Kleinen berichten immer eifrig über den aktuellen Stand der Suche. „Immer noch nicht.“ Endlich führt ein Weg in den Sandwall hinein. Es ist zwar keine Treppe, aber ein Aussichtspunkt in den Dünen. Von hier werden sie einen guten Blick auf die Umgebung haben. Auf der Plattform angekommen, klettern sie alle auf die Holzbänke. Endlich können sie über das hohe Gras spähen, aber das Wasser sehen sie nicht.

„Wo ist denn das Meer?“ Marie ist enttäuscht.

Vorne ist zwar ein Strand mit vielen Strandkörben. Aber dort wo Wasser sein sollte, liegt nur dunkler Matsch. Dann kommt heller Matsch und ganz weit, weit weg leuchtet endlich das Meer.

„Hier wollen wir Urlaub machen? So ohne Wasser.“ Lisa ist entrüstet. Da hätte sie ja zuhause in der Sandkiste bleiben können.

„Ich will Meer,“ fügt Marie hinzu.

Nur Linus gewinnt diesem „Strand“ sofort seine Vorteile ab: „Wir können hier tolle Schlammschlachten machen. Jeden Tag! Dabei machen wir uns ganz matschig und Anna darf nichts dagegen sagen.“

„Ich will aber Meer,“ Marie will ihre Urlaubswünsche so schnell nicht aufgeben. „Vielleicht finden wir es ja mit diesem blauen Gucki.“

Marie deutet auf das Fernrohr, das auf dem Geländer der Aussichtsplattform thront. Aber als sie durchschaut, sieht sie schwarz.

„Das ist sicher ein Nachtsichtgerät.“ Linus kennt sich aus mit der Technik.

„Nee, du Hirni! Da muss man Geld reintun,“ jubiliert Lisa. Sie liebt es, den kleinen Bruder endlich verbessern zu können.

„Das Geld können wir sparen,“ beginnt Howard, um den kleinen Bären zu ihrem Strandurlaub zu verhelfen. „Das Meer kommt von allein wieder. Was ihr hier seht, ist das Watt. Das ist der Meeresboden bei Ebbe. Und bei Flut deckt das Wasser ihn wieder zu.“

„Wann kommt das Meer?“ Marie und Lisa wollen es lieber ganz genau wissen.

„Wenn wir jetzt Niedrigwasser haben,“ Howard überlegt, „spätestens in sechs Stunden.“

„Hat das Meer eine Uhr oder woher weiß es, wann es kommen muss.“

„Nein das Meer braucht keine Uhr, weil alle sechs Stunden Flut und sechs Stunden später wieder Ebbe ist.“ Howard sieht an ihren Gesichtern, dass den Kleinen die Erklärung noch nicht reicht. „Das liegt am Mond. Er zieht das Wasser an und deshalb ist dort Hochwasser, also Flut.“

„Der Mond ist schuld?“

„Ja. Weil er so trocken ist, hätte er auch gern Wasser. Deshalb saugt er das Wasser auf der Erde an. Aber der Mond ist soweit entfernt am Himmel - er schafft es nie. Dennoch gibt er nicht auf und versucht es ständig.“

„Und wie macht das der Mond?“ Lisa schaut Howard ungläubig an.

„Mit einem Strohhalm,“ kräht Linus dazwischen.

„Nein, mit Schwerkraft.“ erklärt Lausebär nüchtern. Er vermeidet es, kleinen Bären immer nur hübsche Geschichten erzählen. Irgendwann verstehen sie auch die richtigen Zusammenhänge.

Linus überlegt. Das muss ja ein tolles Ding sein - diese Schwerkraft. So etwas wie nanomäßige-super-duper Hyperkraft in den Filmen. Coole Sache. Dagegen versteht Lisa diese Mondwassersaugerei noch nicht.

„Der Mond scheint doch nur in der Nacht. Kommt das Wasser dann tagsüber, damit es nicht aus der Übung kommt?“

„Nein, das ist auch der Mond. Der ist dann auf der anderen Seite der Erdkugel und zieht dort das Wasser hin...“

„...und damit die Erde nicht aus dem Gleichgewicht kommt, muss hier dann auch am Tag Flut sein,“ ergänzt Lausebär Howards Erklärung.

„Aber das Meer kommt wieder?“ Marie verkürzt die Wasserfrage auf das Wesentliche.

„Wenn wir morgen an den Strand gehen, wird das Meer da sein,“ beruhigt sie Anna.

„Aber wieso, wenn da kein Mond ist? Woher weiß das Wasser dann, das wir es brauchen?“ Lisa zweifelt noch immer.

Bevor Howard den Mond noch weitere tolldreiste Abenteuer erleben lässt, übernimmt Lausebär die Erklärungen.

„Das Meer weiß es nicht. Das geht automatisch mit der Fliehkraft.“

Linus ist begeistert. Die Fliehkraft – das ist sicher der schmächtige Kumpel von der kräftigen Schwerkraft und die sind ganz dicke.

„Die Fliehkraft schubst das Meer hierher?“ Lisa glaubt Lausebär kein Wort. „Na dann erklär mal!“ Howard ist gespannt, wie Lausebär den Kleinen so Ebbe und Flut erklären will. Seine Mond-Geschichte ist doch viel besser, um junge Bärenseelen zu beruhigen.

„Da hilft nur Lausebärs Strandplanetarium.“

Lausebär zeigt auf das schmale Strandstück unter ihnen.

„Kommt mit nach unten auf den Sand. Dort zeige ich euch, wie es alles zusammenhängt. Ihr müsst mir aber helfen.“

Immerhin sieht man von der Aussichtsplattform die Treppe, die zur unteren Wandelbahn führt. Sie stürmen die steilen Stufen runter. Und von der unteren Wandelbahn ist es noch eine kleine Treppe zum Strand. Die paar Holzstufen noch und sie stehen auf dem weichem Sand.

Lausebär beginnt: „Also ich bin die Erde. Und wer will das Meer sein?“

„Ich! Ich!“ Marie stürmt zu Lausebär.

„Ich aber auch,“ Lisa zieht einen Flunsch.

„Dann seid ihr eben beide ein Meer. Marie ist der Pazifik und Lisa der Atlantik.“

„Und Kaninchen?“
“Kaninchen wird die Nordsee, das ist ein kleines Meer am Atlantik.“

Kaninchen ist einverstanden. „Und ich bin das Steinhuder Meer,“ kräht Linus, der nicht als Einziger meerlos bleiben will.

„Jetzt halt dich fest, Marie.“ Lausebär packt die Kleine mit seinen Pfoten.

„Die Erde dreht sich um sich selbst,“ und Lausebär beginnt sich auch zu drehen. Schon hebt Marie ab und fliegt glücklich kreischend durch die Luft.

„Seht ihr, Marie würde davonfliegen, wenn ich sie nicht halten würde. Das ist die Fliehkraft. Aber ich halte sie fest, damit sie bei mir bleibt. Das ist die Schwerkraft der Erde.“

„Loslassen,“ juchzt Marie. Lausebär bremst ein wenig seine Drehung, damit die Kleine nicht zu weit segelt. Natürlich kann Marie sich nicht allein festklammern und purzelt in den Sand. Dann läuft sie lachend zu Anna, die ihr den Sand aus den Kleidern klopft. Vielleicht hätte Lausebär doch warten sollen, bis morgen alle ihre Strandsachen angezogen hätten. Aber inzwischen segelt der Atlantik mit der Nordsee durch die Luft, umkreist von einem schreienden „Steinhuder Meer“, das auch mal fliehen will.

Nachdem alle Meere im Sand gelandet sind, ist das mit der Erde klar. Aber wieso ist der Mond schuld.

„Gut, dann kommt der Atlantik und der Pazifik zu mir.“ Lausebär winkt Marie und Lisa zu sich. „Jeder nimmt eine Pfote und wir drehen uns langsam.“ Lausebär kreist um die eigene Achse in der Mitte und hält an jedem Arm eine kleine Bärin, die um ihn herumlaufen. „Mit meiner Schwerkraft kann ich die Meere gut halten.“

„Und wirst ganz schön schwindelig bei diesem Drehwurm,“ ergänzt grinsend Howard. Er sieht sich mit Anna das Treiben aus entsprechendem Abstand an, damit ein unkontrolliert fliehendes Meer die beiden nicht umrennen kann.

„So Linus, du bist jetzt der Mond und versuchst mit deiner Schwerkraft mir ein Meer wegzuziehen,“ fährt Lausebär mit seiner Erklärung fort. Linus beginnt um die drei Bären herumzulaufen, bis er mit Lisa auf eine Höhe kommt. Dann greift er fest zu, um sie von Lausebär wegzuziehen.

„Aua! Du Blödi, nicht so doll!“

„Das bin nicht ich! Das ist meine super-duper Schwerkraft und außerdem soll ich das so machen.“

Linus zerrt nun so, dass Lausebär mit zwei Pfoten Lisa greifen muss, damit er sie gerade noch halten kann. „Marie halt dich fest!“ Marie klammert sich allein an seiner Jacke fest. Als die ganze Rangelei sich immer schneller dreht, hebt sie wieder ab. Und fliegt nur noch mit.

„Das,“ ächzt Lausebär, „ist nun die ganze Erklärung:

Ich brauche meine Schwerkraft, um Lisa gegen den Mond zu schützen, der sie mir davonziehen will. Und weil ich keine Pfote frei habe, kann ich auf der anderen Seite nicht auch noch Marie halten, die nun fast mit der Fliehkraft wegsegelt. Ihr beiden seid jetzt die beiden Wasserberge der Erde, die jeweils Flut heißen. Und zwischen beiden Bergen wird das Wasser weggezogen. Da ist dann Ebbe.

Und jetzt brauche ich eine Pause.“ In diesem Moment fällt das Knäuel übereinander kullernd in den Sand.

Die kleinen Bären wollen das alles noch einmal erklärt bekommen. Und ganz genau mit allen Einzelheiten. Aber Lausebär torkelt nur noch in Schlangenlinien über den Strand. Also ist nun die Erde „Howard“ an der Reihe und der Linusmond darf wieder mal am Pazifik und mal am Atlantik zerren. Den aber nicht so doll. Ein paar Mal bricht das kreiselnde Planetarium noch auseinander, bis auch Howard schwitzend aufgibt. Sie haben zwar überall Sand in ihren Sachen, bei jeder Bewegung kratzt er ein wenig im Fell und er rieselt aus den Ärmeln - aber das Spielen ist hier fantastisch. Alles ist so weich, dass sich beim Fallen keiner wehtut. Wenn der Strand nur breiter wäre.

„Wir bleiben nicht hier vorne an diesem schmalen Sandstreifen,“ beruhigt Anna die kleinen Bären. Die Große stellt sich vor die Mäkelliesen und Muffelmarien. Mit dem Arm beschreibt sie einen weiten Bogen nach links: „Wir gehen morgen dort hin, wo der Strand über einen Kilometer breit ist. Da gibt es soviel Sand, dass ihr das Gefühl habt, ihr würdet in der Wüste gebraten. Wir werden Platz ohne Ende haben. Niemand wird euch stören und ihr könnt am Strand machen, was ihr wollt.“

Lausebär und Howard haben leuchtende Augen bekommen. Diese Freiheit wollen sie nutzen. Dafür haben sie alles vorbereitet. Morgen werden sie dieses Reich erobern.

Doch jetzt wird es Zeit, die Pension und ihr Zimmer zu suchen.

Der Koffer wartet schon.

Keine Kommentare: